Zitat:
Bin ich eigentlich der einzige, der es ziemlich pervers findet, wie aktuell so viele digitale Fotokünstler dem "analogen Look" hinterherlaufen?
Nein, da bist du nicht der einzige. Du musst dir da aber auch keine Sorgen machen, echt bleibt echt, das ändert sich nie - und genau dieses Nachlaufen nach dem analogen Look können wir nutzen. Die analoge Nische ist ziemlich stark und sie kommt gut beim Publikum an. Gerade in Österreich ist die analoge Fotografie seit den letzten paar Jahren stark im Kommen und es gibt eine ziemlich aktive Szene.
Was die digitalen Sachen anlangt, hat glaube ich Robert Skarka (?) zu einem Journalisten gesagt, nachdem dieser über die Entwicklung der digitalen Fotografie gefragt hatte: "es is uns einfach wurscht" - und das trifft es für mich auf den Punkt. Ich respektiere die digitale Fotografie, man kann damit tolle Fotos machen, ich hab auch schon einiges an digitalen Fotos gemacht, aber mich lässt die digitale Arbeitsweise emotional einfach kalt - daher ist mir die technische Entwicklung und die Preise in der Digitalfotografie und alles was damit zusammenhängt eigentlich ziemlich wurscht. Den inneren Widerstand habe ich schon gespürt, als die ersten Digitalkameras auf den Markt kamen.
Dieses Gefühl haben viele, was wir als VFDKVler tun müssen ist den Leuten zu zeigen, dass es die analoge Fotografie als Alternative gibt. Klingt blöd, aber viele glauben ja, die gibt es nicht mehr. Dabei sind gerade junge Leute, die schon mit der digitalen Fotografie groß geworden sind und sich damit beschäftigen, sehr anfällig für die analoge Fotografie

Dass bei den Analogtreffen in Wien auch ausdrücklich Leute eingeladen sind, die digital oder überhaupt nicht fotografieren, ist nicht nur deshalb, weil das auch Menschen sind

, sondern auch deswegen, weil viele genau über diese Schiene zur analogen Fotografie kommen. Da gibts eine ganze Menge und viele Posten in keinem Forum.
Und wenn wir von kommerzieller Fotografie und den Kosten reden: Ich bin letzte Woche aus beruflichen Gründen mit einem Gerichtssachverständigen für Fotografie zusammengekommen, mit dem ich mich dann längere Zeit unterhalten habe

Selbst fotografiert er nur mehr digital, schon seit Jahren, aber er hat mir gesagt, dass die kommerzielle Fotografie nicht unbedingt aus Kostengründen digital ist, die Gründe sind andere. Die Kosten für die Ausrüstung, die ständige Erneuerung der Aurüstung, die Sicherung der Bilddaten, kaputtgehende Elektronik usw. sind insgesamt gesehen derart hoch, dass es zu keiner Kostenersparnis kommt (wobei es natürlich auf das Genre ankommt, in dem man tätig ist). Seine Ansicht war, dass es rein von den technischen Daten her gesehen sicherlich so ist, dass die digitale Fotografie die analoge übertroffen hat, wenn man jetzt vom Stand der Technik ausgeht, nur ist der tatsächliche Gebrauchtswert dieser Technik praktisch Null, es kommen keine besseren Fotos heraus, aber man benötigt alle paar Jahre eine neue teure Ausrüstung, um das alles rechnen zu können. Das fängt bei der Kamera an, beim dazu passenden Objektiv und geht dann weiter über teure Software und neuen Rechner usw. Seiner Ansicht nach wird sich die analoge Fotografie auch in der kommerziellen Fotografie als Nische daher halten, wenn man darauf achtet, dass das Angebot an Film und Labors nicht versiegt.
Und auch in der kommerziellen Fotografie gibt es ein paar Querköpfe, die Gegentrends nutzen. So gibt es Werbe- bzw. Produktfotografen, die bewusst statt digital, weiterhin GF-Dias machen. Erstens arbeiten sie mit der analogen Kamera lieber und zweitens setzen sie auf den Effekt, wenn man dann dem Zuständigen Marketinghansel statt einer Datei, ein Dia auf dem Leuchtpult zeigt - der Wow-Effekt funktioniert auch da.
lg Thomas